Förderung der strukturellen Durchlässigkeit im Sozial- und Gesundheitssektor: Entwicklung, Erprobung und Evaluierung von ECTS-relevanten Schulungskonzepten

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6.-7. Dezember 2012: Erste themenbezogene Veranstaltung der wissenschaftlichen Begleitung am 6. und 7. Dezember 2012 in Berlin

Am 6. und 7. Dezember 2012 fand in Berlin die erste themenbezogene Veranstaltung der wissenschaftlichen Begleitung "Zielgruppen lebenslangen Lernens an Hochschulen" statt.

Anschließend erläuterte Professor Dr. Andrä Wolter (Humboldt-Universität zu Berlin) anhand empirischer Daten die deutsche Perspektive zu Zielgruppen lebenslangen Lernens. Er wies darauf hin, dass in Deutschland jeder zweite, der über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügt, auch ein Studium aufnimmt. Zudem betont Prof. Wolter, dass gerade Hochschulabsolventen in der beruflichen Bildung aktiv sind, wenn auch meist an privaten Instituten. Die Bedürfnislagen dieser Zielgruppen sind unterschiedlich gut erforscht, jedoch fehlen insbesondere für die Gruppe der Berufsrückkehrerinnen empirische Erkenntnisse.

In parallelen, von Mitarbeitern der wissenschaftlichen Begleitung moderierten Workshops befassten sich die Projektvertreter/innen eingehend mit den Themen „Vielfalt der Studienmotive von berufsbegleitend Studierenden“ und „Begleitung des Übergangs zur Hochschule bei unterschiedlichen Zielgruppen“. Es wurde deutlich, dass Weiterbildungsstudierende eine hohe intrinsische Motivation aufweisen und sich sowohl aktuelle als auch praxisbezogene Lernformen wünschen, wohingegen traditionell Studierende eher Bestätigung und Anerkennung benötigen. Mit Bezug auf die Gestaltung der Lehreinheiten ist zudem festzustellen, dass Weiterbildungsstudierende sehr an Präsenzphasen interessiert sind und nicht ausschließlich online-basiert lernen möchten. Das Team der wissenschaftlichen Begleitung stellte die Ergebnisse der einzelnen Foren am Ende des ersten Tages im Plenum zusammenfassend dar.

Professor Dr. Anke Hanft informierte zu Beginn des zweiten Veranstaltungstags über Forschungsfragen der einzelnen Teilprojekte der wissenschaftlichen Begleitung. Im Anschluss hieran konnten sich die ProjektteilnehmerInnen im Rahmen einer Posterausstellung über Konzepte und Forschungsergebnisse der 26 Wettbewerbsvorhaben informieren.

In seinem Vortrag „Fachkräftebedarf“ betonte Dr. Ulrich Walwei (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg), dass die Beschäftigungsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt vom Bildungsniveau der Bewerber abhängt und ein niedriges Bildungsniveau „bestraft“ wird. Aus betrieblicher Perspektive scheint das Interesse der Bewerber zu gering ausgeprägt zu sein. Zudem beklagen die Betriebe eine mangelnde Leistungsbereitschaft, unzureichende Qualifikationen und zu hohe Lohnforderungen. Zu vermuten ist, dass die Personalverantwortlichen selbst zu spezifisch suchen und nicht in einem ausreichenden Maße bereit sind, Personen zu qualifizieren. Einen beginnenden Mangel an Fachkräften sieht Walwei in der Gruppe der Akademiker. Aus seiner Sicht sollte der „Bildungshunger“ im Sinne einer gesellschaftlichen Priorität angeregt werden. Mit Blick auf die Anerkennung unterschiedlicher Kompetenzen scheint der Vergleich mit dem dualen Ausbildungssystem lohnend, das – laut Walwei – nur deshalb so gut funktioniert, weil die erzielten Abschlüsse deutschlandweit anerkannt werden.

Die Veranstaltung endete mit einer Podiumsdiskussion, in der Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die Aufgaben der Hochschulen im Bereich beruflicher Weiterbildung diskutierten. Hierbei resümierte Professor Hanft, dass sehr unterschiedliche Verständnisse über den Begriff des lebenslangen Lernens vorliegen. Während sich Hochschulen vor allem auch eine Planungssicherheit bei der Erstellung von Lehrkonzepten wünschen, ist für die Wirtschaft vor allem eine einheitliche Anrechnungspraxis relevant. Diese Durchlässigkeit und Öffnung weckt bei den Hochschulen jedoch auch die Befürchtung eines Niveauverlusts. Professor Wolter resümierte daher pointiert, dass „Aufstieg durch Bildung-Offene Hochschulen - für das deutsche Hochschulsystem eine Provokation darstellt. Die weitere Entwicklung ist daher mit Spannung zu erwarten.

Weiterführende Informationen zum Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung. Offene Hochschulen“ können Sie den Seiten der wissenschaftlichen Begleitung entnehmen werden:
http://offene-hochschulen.de

Die nächste Veranstaltung der wissenschaftlichen Begleitung findet am 27. und 28. März 2013 in Oldenburg statt.

Zu Beginn stellte Professor Dr. Anke Hanft (Universität Oldenburg) die Veranstaltungsformate, Angebote und Aufgaben der wissenschaftlichen Begleitung vor. Besonderes Augenmerk legte sie hierbei auch auf die Publikationsstrategien für die Ergebnisse aus den einzelnen Forschungsprojekten. Informationen von Stefanie Kretschmer (Universität Oldenburg) zum Webportal der wissenschaftlichen Begleitung (Workspace), das den ProjektteilnehmerInnen als Austausch- und Informationsplattform zur Verfügung gestellt wird und eine Darstellung der Aufgaben der einzelnen Akteure im Wettbewerb durch Kerstin Mucke, BMBF ergänzten den ersten Veranstaltungsteil thematisch.