Förderung der strukturellen Durchlässigkeit im Sozial- und Gesundheitssektor: Entwicklung, Erprobung und Evaluierung von ECTS-relevanten Schulungskonzepten

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8. Juli 2014: "Pflege muss der Gesellschaft mehr wert sein!" – Dritter Workshop zur Personalentwicklung Altenpflege zeigte Handlungsbedarfe und -ansätze auf

Ansätze zur Personalbindung in Pflegeeinrichtungen standen im Mittelpunkt des dritten Workshops für Führungskräfte und Mitarbeiter/innen der Caritas-Altenpflegeheime St. Hedwig und St. Michael am 8. Juli 2014.

Im Anschluss daran stellten Teilnehmerinnen Erfolgsbeispiele für die Personalbindung in den beiden Einrichtungen vor. Als förderlich haben sich dabei beispielsweise der fortbestehende Kontakt mit Mitarbeiterinnen in der Elternphase und das Angebot zum schrittweisen Wiedereinstieg erwiesen. Eine positive Wirkung kann im Einzelfall auch das arbeitgeberseitige Angebot zur Teilnahme an einer Weiterbildung, etwa zur Praxisanleitung, haben. Anhand praktischer Beispiele wurde deutlich, dass ein wertschätzender Umgang aller Beschäftigen miteinander und eine gute Arbeitsatmosphäre sowie die daraus entstehende emotionale Bindung zum Arbeitgeber zur Personalbindung beitragen.

Am Nachmittag diskutierten die sieben Teilnehmer/innen in zwei Kleingruppen über geeignete Maßnahmen und Instrumente für die Personalbindung in ihren Einrichtungen. Im Fokus standen dabei die Bereiche Gesundheit und Weiterbildung. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Gesundheit plädierten dafür, dass ein betriebliches Gesundheitsmanagement für die gesamte Belegschaft etabliert werden sollte. Dies könne jedoch nur mit Unterstützung des Trägers geschehen. Angebote zur Gesundheitsförderung sollten innerhalb der Arbeitszeit stattfinden und von möglichst vielen Mitarbeiter/innen besucht werden. In der Arbeitsgruppe Weiterbildung zeigte sich ein Konsens, dass „die Akademisierung der richtige Weg ist, damit die Pflege selbstbewusster wird“. Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeiter/innen über Weiterbildungsangebote und deren mögliche Finanzierung informieren sowie individuelle Interessen von Pflegekräften berücksichtigen. Für die Teilnahme an den akademischen und nichtakademischen Qualifizierungsmaßnahmen sollten Beschäftigten frei gestellt und das Gehalt weitergezahlt werden.

Mit den Förderfaktoren und Barrieren eines berufsbegleitenden Studiums befasste sich Dr. Jürgen Zieher bei seiner Präsentation von Ergebnissen einer Befragung von 380 Studierenden und Absolventen solcher Studiengänge (siehe dazu Meldung vom 3. März 2014: „Projekt BEST WSG präsentierte Poster bei der 2. Tagung der GEBF“ auf dieser Seite). Dabei stellte er die Perspektiven von Arbeitnehmer der Sichtweise von Arbeitgebern gegenüber.

Die vollständige Präsentation von Herrn Dr. Zieher finden Sie hier.

Wie schon in den vorangegangenen beiden Workshops zeigten sich die Teilnehmer/innen ausgesprochen diskussionsfreudig und interessiert am gegenseitigen Austausch. Am Ende äußerten sie sich sehr positiv über die aus ihrer Sicht gelungene Veranstaltung. Dabei zeigte sich: Für eine stärkere Personalbindung sind künftig – zusätzlich zu den Aktivitäten von Arbeitgeber – auch verbesserte Rahmenbedingungen in der Pflege erforderlich. Eine Teilnehmerin brachte dies mit den Worten auf den Punkt: „Pflege muss der Gesellschaft mehr wert sein!“.

Im vierten und letzten Workshop am 9. September wird das Thema „Personalmanagement“ im Mittelpunkt stehen. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie Beschäftigte für die Mitwirkung an Veränderungsprozessen gewonnen werden können.

Dr. Krieger bei seinem Vortrag zu BGM

In der von Roswitha Lemme, Koordinatorin Altenhilfe des Caritasverbandes Heidelberg, und Dr. Jürgen Zieher, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team BEST WSG, gemeinsam moderierten ganztägigen Veranstaltung ging es schwerpunktmäßig um betriebliche Gesundheitspolitik und die berufsbegleitende Weiterbildung von Mitarbeiter/innen.

Es besteht ein allgemeiner Konsens, dass der Erhalt und die Förderung der Gesundheit von Beschäftigten für die Personalbindung in der Pflege von elementarer Bedeutung sind. Dr. Winfried Krieger von der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) erläuterte am Vormittag in seinem Impulsreferat die Grundzüge des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und seine Umsetzung in die Praxis. Dabei betonte er, dass BGM in alle betrieblichen Prozesse und Strukturen integriert werden sollte und weit über Einzelmaßnahmen, wie z. B. Gesundheitstag und Gesundheitskurse, hinausgehe. Ziel der Berufsgenossenschaft sei es, die Arbeitsbedingungen in der Pflege so gestalten zu helfen, dass Pflegekräfte ihre Tätigkeit bis zum regulären Renteneintritt ausüben können. Deshalb bietet die BGW vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Implementation von BGM in Altenheimen und Krankenhäusern. Ergebnisse entsprechender Beratungsprozesse seien beispielsweise die Neugestaltung von Dienstplänen, die Entlastung der Fachkräfte von pflegefremden Tätigkeiten sowie Verbesserungen von Abläufen und Kommunikationsstrukturen. Ein BGM kann eine erfolgreiche Strategie zur Personalbindung und für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter/innen sein.