Förderung der strukturellen Durchlässigkeit im Sozial- und Gesundheitssektor: Entwicklung, Erprobung und Evaluierung von ECTS-relevanten Schulungskonzepten

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9. September 2014: „Jetzt sind wir gefordert, weiterzumachen.“ Abschluss der Workshop-Reihe mit dem Caritasverband Heidelberg

Die Gestaltung von Veränderungsprozessen im Altenpflegebereich und ein innovatives Personalmanagement in einem katholischen Wohlfahrtsverband bildeten die thematischen Schwerpunkte des letzten Workshops für Führungskräfte und Mitarbeiter/innen der Caritas-Pflegeheime St. Hedwig und St. Michael am 9. September 2014.

Ausgehend von einem systemischen Kontextmodell von Organisationsentwicklung präsentierte sie in der Praxis bewährte Erfolgsfaktoren. Dazu gehören unter anderem die klare Definition von Rollen und Zuständigkeiten im Veränderungsprozess, die Entwicklung einer positiven Zielvorstellung, ein strukturiertes Vorgehen und eine Transparenz durch interne Kommunikation. Damit Widerstände in Unterstützung verwandelt werden können, sollten nach Ansicht der Referentin „Kopf, Bauch und Hand“ der beteiligten Akteure angesprochen werden (vgl. dazu das 3-K-Modell der Motivation von Professor Hugo Kehr). Anhand eines konkreten Fallbeispiels aus einem der beiden Häuser erarbeiteten die Teilnehmer/innen am Ende gemeinsam ein „Kraftfeld der Veränderung“, das einen Veränderungsprozess unter verschiedenen Perspektiven beleuchtete.

Die Frage, wie der mit der Workshop-Reihe initiierte Entwicklungsprozess für das Personalmanagement künftig weiter gestaltet werden soll, stand im Mittelpunkt der nachfolgenden engagierten Diskussion. Angesichts des Endes der Workshopreihe fasste eine Teilnehmerin dies prägnant zusammen: „Jetzt sind wir gefordert, weiterzumachen.“ Gleichzeitig betonten die Teilnehmer/innen, dass gute Personalführung Zeit koste, die im Alltag der Einrichtungen ohnehin knapp bemessen sei. Der Fokus der Pflege müsse selbstredend auf dem zu pflegenden Menschen liegen. Personalentwicklung in der Pflege bewegt sich demzufolge im Spannungsfeld zwischen knappen Ressourcen, Vorgaben und Ansprüche (Gesetz, Kunden) und Bedürfnissen von Mitarbeitenden. Beide Häuser haben begonnen, eine gemeinsame Vorlage zum Thema "Strategische Personalentwicklung" für Geschäftsführung und Vorstand  des Caritasverbandes Heidelberg zu erarbeiten. Erste schriftliche Entwürfe dazu wurden im Workshop vorgestellt und diskutiert. Noch im Herbst soll das Papier fertiggestellt und übergeben werden.

Mit der 2013 gestarteten Kampagne „1000 neue Chancen“ verfolgt der Diözesancaritasverband (DiCV) Rottenburg-Stuttgart einen neuen Ansatz in der caritasspezifischen Personalpolitik. Inge Mayer, Leiterin des Kompetenzzentrums Unternehmenspolitik, stellte die Grundzüge der personalpolitischen Strategie des DiCV vor. Dazu gehören die verstärkte Ausrichtung auf Kompetenzen anstatt auf Berufsabschlüsse, die Entwicklung einer attraktiven Arbeitgebermarke durch eine ganzheitliche Personalpolitik sowie eine von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gemeinsame getragene Umsetzung der Strategie. Erfolgsentscheidend sei zudem eine Zusammenarbeit von Trägern und Caritasverbänden, denn „wenn man sich gemeinsam auf den Weg macht, dann lässt sich mehr erreichen“.

Hubert Herrmann, Geschäftsführer des Caritasverbandes Heidelberg, dankte am Ende des Workshops allen Teilnehmer/innen und der Mitarbeitervertretung für die engagierte Mitwirkung. Die Zusammenarbeit mit der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit sei ein "Glücksgriff" und die engagierte Arbeit von Frau Lemme und Herrn Dr. Zieher seien von zentraler Bedeutung für den guten Verlauf und den Erfolg der Veranstaltungen gewesen. Herr Herrmann dankte auch Prof. Dr. Türkan Ayan, die seitens der Hochschule der Bundesagentur für das Projekt verantwortlich war.

Geschäftsführung und Vorstand möchten aus der Workshop-Reihe Schlüsse für das weitere Vorgehen zur langfristigen Etablierung des Caritasverbandes im Bereich der stationären Altenpflege in Heidelberg ziehen. Herr Herrmann zeigte sich daher gespannt auf die derzeit entstehende Vorlage.

Die vierteilige Workshop-Reihe hat einen Grundstein für ein zukunftsorientiertes Personalentwicklungskonzept gelegt und damit wichtige Impulse für den laufenden Organisationsentwicklungsprozess im Bereich der stationären Altenpflege gegeben. Das Konzept sowie Inhalte und Ergebnisse der Workshop-Reihe werden in den nächsten Monaten in Zeitschriftenartikeln veröffentlicht.

Dr. Karin Töpsch (rechts) während ihres Vortrags

Die von Roswitha Lemme, Koordinationsstelle Caritas-Altenhilfe  Heidelberg, und Dr. Jürgen Zieher, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team BEST WSG, gemeinem moderierte Veranstaltung mit acht Teilnehmer/innen verdeutlichte nochmals die zentrale Bedeutung der Fachkräftesicherung für die beiden Einrichtungen.

Zunehmender Kostendruck, wachsende Probleme bei der Personalgewinnung und steigende Anforderungen an die Pflegekräfte bestimmen die aktuelle Situation in der Altenpflege. Um langfristig am Markt bestehen zu können, bedarf es daher einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Unternehmen. Wie diese Veränderungsprozesse in Pflegeeinrichtungen unter Einbeziehung von Mitarbeitern gestaltet werden können, erläuterte die Soziologin Dr. Karin Töpsch, Mitinhaberin der Beratungsagentur „Gesundheit im Unternehmen“, anschaulich in ihrem Impulsreferat.