Förderung der strukturellen Durchlässigkeit im Sozial- und Gesundheitssektor: Entwicklung, Erprobung und Evaluierung von ECTS-relevanten Schulungskonzepten

Header Foto

April 2014: Aufstiegsqualifizierung für leitungsinteressierte Mitarbeiterinnen

Die Konzeption des Teilprojekts „Potenzialentfaltung für leitungsinteressierte Mitarbeiterinnen“ beinhaltet die Erprobung einer Workshopreihe zur Bewusstwerdung persönlicher Laufbahnziele. Um die personenbezogenen Einflussfaktoren weiblicher Berufsbiografien zu stärken und zu entwickeln (vgl. hierzu Sosa y Fink, 2014) bieten die fünf Präsenztage (siehe Abbildung 1) mit zwischengeschalteten Anwendungsphasen Raum zur persönlichen Klärung im Hinblick auf die Präferenz, eine Führungsposition zu übernehmen oder weiter auszubauen.

Der Auftaktworkshop bietet die Gelegenheit, sich mit der beruflichen Biografie und den eigenen Stärken auseinander zu setzen. Merkmale von Aufstiegskompetenz, also u.a. der Umgang mit Macht, Durchsetzungsfähigkeit oder Mikropolitik, werden eingeführt und diskutiert. Die Teilnehmerinnen teilen sich in Triaden ein, die über den Verlauf der Qualifizierung bestehen bleiben und zur Diskussion persönlicher Fragen dienen. Die Erprobung eines eigenen Führungsprojektes ist als integraler Bestandteil zu verstehen, welches sich möglichst niederschwellig in bisherige Abläufe integrieren lässt. Gleichzeitig sollen ausgleichende Erholungsmaßnahmen zur Beanspruchung im Beruf gesucht werden. Allen Teilnehmerinnen steht die freiwillige Teilnahme an Persönlichkeits- und Führungsmotivationstestungen offen.

Die beiden Trainingstage thematisieren Führungsaspekte, wie zum Beispiel Führungsstile, Gesprächsführung, Konfliktbearbeitung und Selbstpräsentation. Die Teilnehmerinnen erarbeiten ihr individuelles Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Profil und setzen sich mit beruflichen Entwicklungs- und Karrierepfaden auseinander. Sowohl vertikale als auch horizontale Entwicklungsmöglichkeiten werden in Betracht gezogen und die Frage nach erstrebenswerten, notwendigen Qualifizierungen mit Blick auf lebenslanges Lernen reflektiert. Dabei bilden Fragen der Work-Life-Integration und Vereinbarkeit mit Familie Querschnittsthemen der Workshopreihe. Die sich anschließende Praxis- und Anwendungsphase dient der Umsetzung des Führungsprojekts als persönliche Erprobung in der Rolle der Führungskraft. Der Idee dieser „Ermutigungskontexte“ liegt die Annahme zugrunde, dass die Teilnehmerinnen in ihrem Alltag in Beruf, Familie oder Vereinsgemeinschaft bereits mehrfach erfolgreich Führungserfahrung gesammelt haben. Für Mitarbeiterinnen bedeutet dies, ein Projekt zu planen, anzuleiten, durchzuführen, zu kontrollieren und zu dokumentieren. Für Führungskräfte heißt es, einen Ausschnitt daraus zu wählen, den sie reflektieren und verbessern möchten.

Die Praxisphase wird von individuellen Coachings flankiert. Die Teilnehmerinnen erhalten zur Orientierung Rückmeldung über die Ergebnisse ihrer Testungen. Im Gespräch kann gemeinsam abgewogen werden, welche weitere Laufbahnentwicklung durch die erstellten Persönlichkeitsprofile naheliegt. Weiterhin werden aktuelle Umsetzungsfragen der Praxisprojekte thematisiert und gegebenenfalls Hilfestellung gegeben.

Die abschließenden Nachfasstage bieten die Möglichkeit, das Gelernte und Erlebte zu reflektieren: Wie sehe ich nach einem Jahr auf mein persönliches Kompetenzportfolio? Wie stelle ich mich strategisch auf? Wie soll die Integration von Beruf- und Privatleben künftig gestaltet werden? Welche unterstützenden Ressourcen und Kontakte werde ich mir sichern? Worin bin ich weiter gekommen und welche Schritte stehen als nächstes an?

Insgesamt verfolgen die Veranstalterinnen Prof. Dr. Türkan Ayan, Dr. Eva Müller und Diplom-Psychologin Stefanie Sosa y Fink das Ziel, den Kursteilnehmerinnen einen Reflexionsraum zum Gewinn persönlicher Klarheit über die Fortsetzung ihrer beruflichen Laufbahn zu bieten (kommt eine Führungsposition infrage oder nicht?). Der Kurs führt jede Teilnehmerin zu konkreten, umsetzbaren Schritten der Karrieregestaltung, wobei die Gruppen als Lernsetting und die Erprobung im direkten Arbeitsumfeld ein wesentliches Mittel zur individuellen Standortbestimmung darstellt.

Die Pilotierung wird von Oktober 2013 bis Oktober 2014 in Kooperation mit dem Projekt „Debora – Fach und Führungskräftevielfalt sichern“ der Diakonie Württemberg durchgeführt. Alle 16 Teilnehmerinnen des Pilotvorhabens verfügen über einen Hochschulabschluss und sind mehrheitlich verheiratet bzw. leben in Partnerschaft. Für 43% ist die Vereinbarkeit mit Familie ein Thema. 28% der Frauen gaben zu Beginn der Maßnahme an, eine konkrete Aufstiegsposition im Blick zu haben. 36% fühlen sich unentschlossen und 29% haben keine konkrete Aufstiegschance im Visier. Etwa die Hälfte des Kurses (57%) übernimmt bereits Führungsaufgaben.