Förderung der strukturellen Durchlässigkeit im Sozial- und Gesundheitssektor: Entwicklung, Erprobung und Evaluierung von ECTS-relevanten Schulungskonzepten

Header Foto

14.-15. Oktober 2014: Fachtagung „Berufsfeld Altenpflege – Berufsfeld mit Zukunft! Fachkräfte gewinnen, neue Zielgruppen ansprechen“ in Berlin – Projekt BEST WSG präsentierte Ergebnisse aus bundesweiten Befragungen im Pflegebereich

Wie kann das Berufsfeld Altenpflege gestärkt und der Zukunftsberuf Altenpflege auch für neue Zielgruppen attraktiv werden? In welcher Weise bemühen sich Einrichtungsträger und Dienste konkret um die Gewinnung von Personal? Wie kann die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte qualifiziert begleitet und verantwortungsvoll gestaltet werden?

Dr. Jürgen Zieher (links) bei seinem Vortrag

Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer zweitägigen Tagung des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. am 14. und 15. Oktober 2014 in Berlin. Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) initiierte öffentliche Veranstaltung ist Teil der 2013 gestarteten „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“. Mit der von der Bundesregierung, Wohlfahrtsverbänden, der Bundesagentur für Arbeit und anderen Institutionen gemeinsam getragenen Initiative sollen das inländische Fachkräftepotenzial stärker genutzt und zusätzliche Mitarbeiter/innen aus dem In- und Ausland gewonnen werden. Dazu gehört auch die Ansprache neuer Zielgruppen, wie z. B. Quereinsteiger/innen und Berufsrückkehrer/innen.

Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin im BMFSFJ eröffnete die Tagung, an der ca. 55 Vertreter/innen von Arbeitgebern in der Altenpflege, von Ausbildungsinstitutionen und aus den Bereichen Altenhilfe und Seniorenpolitik aus der gesamten Bundesrepublik teilnahmen. Frau Ferner informierte über die von ihrem Ministerium federführend geplante Weiterentwicklung der drei Pflegeberufe, für die es künftig eine einheitliche Berufsausbildung geben soll. Im Zuge der angedachten Reform soll die Altenpflegeausbildung künftig kostenlos sein, Auszubildende sollen eine Vergütung erhalten. Die Altenpflege soll dadurch an Attraktivität gewinnen und Altenpfleger/innen bessere Beschäftigungs- und Entwicklungschancen ermöglichen.

Als Vertreter des Projektes BEST WSG referierte Dr. Jürgen Zieher zum Thema „Gewinnung und Qualifizierung von Fachkräften in der Altenpflege – Förderfaktoren und Barrieren“. Dabei präsentierte er erste Ergebnisse von aktuellen bundesweiten Befragungen von „Quereinsteiger/innen“ und Arbeitgebern in der Altenpflege. Unter „Quereinsteigern“ werden Personen verstanden, die vor ihrer dreijährigen Altenpflege-Ausbildung eine andere Berufsausbildung (mit/ohne Abschluss) oder ein Studium (mit/ohne Abschluss) absolviert haben. Interesse am Beruf und die Perspektiven des Pflegeberufs sind die von den Befragten am häufigsten genannten Motive für einen Quereinstieg, der bei den Teilnehmer/innen in einer Altersspanne zwischen dem 18. und 50. Lebensjahr erfolgte. Als Förderfaktoren für einen Quereinstieg nannten sowohl „Quereinsteiger“ als auch Arbeitgeber vor allem das persönliche Interesse, eine starke Nachfrage nach Pflegefachkräften sowie fehlende Perspektiven im ursprünglich erlernten Beruf. Als besonders hinderlich für einen Wechsel in die Pflege gaben die Befragten das Image der Pflegberufe und die aktuellen Arbeitsbedingungen an. Insgesamt gesehen sind die Erfolgschancen für die Gewinnung und Qualifizierung von „Quereinsteigern“ in der Altenpflege abhängig von Veränderungen der strukturellen und betrieblichen Rahmenbedingungen sowie der individuellen Persönlichkeit. Eine „Quereinsteigerin“ unter den Teilnehmern brachte dies folgendermaßen auf den Punkt: „Die Gesellschaft bekommt die Pflege, die sie sich leistet.“

Den vollständigen Vortrag von Herrn Dr. Zieher finden Sie hier.

In weiteren Vorträgen stellte unter anderem Mario Heller, Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes, „Handlungsmöglichkeiten und Antworten der Personalentwicklung“ eines Spitzenverbandes der freien Wohlfahrtspflege auf den Fachkräftemangel vor. Dabei betonte er die Notwendigkeit eines systemischen Ansatzes, der alle Handlungsfelder miteinander verknüpft. Der Fachkräftemangel sei kein kurzfristig zu lösendes Problem, sondern verlange ein vorausschauendes Personalmanagement.

Am zweiten Tag diskutierten die Teilnehmer/innen in drei Workshops zu den Themen „Who Cares – (Mehr) Männer in die Pflege“, „Vielfalt willkommen! Fachkräfte mit Migrationshintergrund – Zugänge schaffen“ und „Wiedereinsteiger, Rückkehrer und Quereinsteiger in die Altenpflege“. Vertreter/innen aus der Praxis und der Bundesagentur für Arbeit stellten zu Beginn jedes Workshops Erfolgsfaktoren und mögliche Handlungsansätze vor. Für die Gewinnung und Bindung von Migranten sollte beispielsweise eine (betriebliche) Willkommenskultur geschaffen und gepflegt werden. Hilfreich seien – neben einer zugehenden Beratung – auch gemischte Pflegeteams und eine in die Ausbildungscurricula eingebundene sprachliche Unterstützung.

Insgesamt bot die zweitägige Fachtagung vielfältige Einblicke in die aktuelle Situation und Perspektiven der Altenpflege in Deutschland. Die vorgestellten Erfolgsbeispiele aus der Praxis machten deutlich, dass die Altenpflege besser ist als ihr Ruf. Im Hinblick auf die künftige Fachkräftegewinnung betonte der Geschäftsführer eines kommunalen Trägers von Altenpflegeheimen: „Die Altenpflege bietet Perspektiven für Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen.“

Zu der vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. erstellten Veranstaltungsdokumentation gelangen Sie hier.

Bildnachweis: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V.