Förderung der strukturellen Durchlässigkeit im Sozial- und Gesundheitssektor: Entwicklung, Erprobung und Evaluierung von ECTS-relevanten Schulungskonzepten

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Qualifizierung für Migrationsberater

Die Analyse struktureller Barrieren wird für die Zielgruppe der Migrantinnen und Migranten auch in der zweiten Förderphase weiterverfolgt. Seit Inkrafttreten des BQFG wurden die migrationsspezifischen Beratungsangebote zwar ausgebaut, die Güte der Beratung variiert jedoch stark zwischen den unterschiedlichen Einrichtungen (vgl. Müller & Ayan, 2014).

Da Migrantinnen und Migranten oft mit Wissensnachteilen zu kämpfen haben (vgl. Kohn, 2011), können Fachkräfte als Lotsen fungieren. Für eine optimale Beratung sind die frühzeitige Thematisierung von Anerkennungsfragen und die Verdeutlichung sich verstetigender beruflicher Sackgassen von besonderer Bedeutung. Die Lotsenfunktion beinhaltet neben dieser  zielgruppenbezogenen Beratung auch die Verweisberatung – vorausgesetzt die Fachkraft bewegt sich in einem entsprechend aufgestellten Netzwerk. Auch ergeben sich auf interaktionaler Ebene nicht selten Unsicherheiten, die besonders von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Regelinstitutionen als Herausforderungen wahrgenommen werden (vgl. Müller & Ayan, 2014).

Die Konzeption einer online-basierten Beratungsschulung (Webinar) für Fachkräfte, die Migrantinnen und Migranten beraten, scheint hier vielversprechend zu sein. Ziel ist, neben der Platzierung wichtiger Themen, wie etwa der Anerkennung von beruflichen Qualifikationen, beruflicher Umorientierung oder Weiterqualifizierung, eigenen Lernbedarf zu verdeutlichen und die eigenen Sichtweisen und Überzeugungen auf die ratsuchenden Migrantinnen und Migranten zu reflektieren. Dies berührt ebenfalls die Frage nach dem Selbstverständnis beraterischer Arbeit, wenn sich diese nicht rein nach Verwaltungslogiken ausrichten soll (vgl. Baethge-Kinsky, Barthelheimer & Henke, 2007). Neben der Wissensvermittlung über migrations- und anerkennungsspezifische Fragestellungen sollen die Beraterinnen und Berater auch hinsichtlich möglicher vorangegangener Diskriminierungserlebnisse in staatlichen Institutionen sowie allgemein in der Gesellschaft sensibilisiert werden.

 

Quellen:

Baethge-Kinsky, V., Barthelheimer, P. & Henke, J. (2007). Fallbearbeitungen nach dem SGB II - Beobachtungen aus dem inneren der „black box“. WSI Mitteilungen 2/2007, S. 70-77

Kohn, K.H.P. (2011). Migrationsspezifische beschäftigungsorientierte Beratung - spezifische Themen, spezifische Bedarfe. Berlin: Facharbeitskreis Beratung vom Netzwerk Integration durch Qualifizierung (Hrsg.).

Müller, E.M. & Ayan, T. (2014). Beratung von Migrantinnen und Migranten: Herausforderungen, Unterstützungsbedarfe, kulturelle Begegnungen. Eine explorative Analyse der Sichtweisen von Beratern und Ratsuchenden. Köln: Kölner Wissenschaftsverlag.